Seminaristen sind zunächst einmal Studenten, aber nur zunächst… Ihr Alltagsleben ist deshalb zuerst von den Anforderungen des Studiums geprägt: Vorlesungen, Seminare, Hausarbeiten, Studium alleine oder in Lerngruppen, Semesterprüfungen, die große Magisterarbeit – all diese Aufgaben brauchen nicht nur Zeit, sondern auch Konzentration auf das Wesentliche. Und der Magisterabschluss war und ist zuerst einmal das große Ziel des Studentenlebens, auch das eines Seminaristen. Jeder ist darauf stolz, wenn „er es geschafft hat“.
Zum Alltag der Seminaristen gehört aber mehr, schließlich sollen sie nicht nur ein Studium absolvieren, sondern sich auf eine Lebensentscheidung vorbereiten. Sie ist mit der ganz grundsätzlichen Frage nach einem geistlichen Leben verbunden, das zu führen ein Seminarist lernt. Zu ihr gehört auch die Entscheidung für die priesterliche Ehelosigkeit: Kann und will ich Jesus Christus so sehr nachfolgen, dass ich um seinetwillen als Priester leben und arbeiten und dafür auf eine eigene Familie verzichten möchte? Um diese Lebensfragen dreht sich letztlich alles: die Zeiten des gemeinschaftlichen und des persönlichen Gebets und der geistlichen Ausbildung, das Miteinander in der Seminargemeinschaft mit seinen ganz unterschiedlichen Aufgaben für einen jeden, die Feier der Liturgie, aber auch die Gestaltung von Freizeit und Urlaub.
Kurz gesagt: Seminarleben ist wenig Soutane, aber sehr viel Jeans. Das heißt: sehr viel banaler Alltag, wie später das Priesterleben auch. So ist das Leben im Seminar mit seinen großen und kleinen Aufgaben, mit seinen Freuden, mit seinem Ärger und mit seiner Hoffnung ein ganz praktisches Lern- und Entscheidungsfeld für die Frage „Kann und will ich als Priester glücklich werden?“