Vergelt’s Gott! – Zum Abschied von Spiritual Andreas Schmidt
Nach zwölf Jahren geht eine Ära zu Ende: Andreas Schmidt beendet mit dem Sommersemester seinen Dienst als Spiritual am Priesterseminar St. Johannes der Täufer in München. Mit einer Vesper und einem schönen Abend im kleinen Kreis bedankte sich die Hausgemeinschaft von ihrem Spiritual und würdigte sein Wirken.
Vor den Laudationes der Hausgemeinschaft war Andreas Schmidt noch einmal selbst an der Reihe: In seiner Ansprache bei der Vesper ging er vom Lesungswort aus dem Buch Ijob aus: „Gelobt sei der Name des Herrn“. Den Lobpreis Gottes fortführend bedankte sich Andreas Schmidt bei allen, die ihn in den vergangenen Jahren auf dem Weg begleitet und unterstützt haben. Namentlich begrüßen konnte Andreas Schmidt dabei den ehemaligen Regens und gegenwärtigen Stiftspropst von Landshut Msgr. Franz Joseph Baur, sowie aus dem „Forum internum“ Silvia Schwaiger, P. Norbert Rutschmann MSC und P. Otto Betler OSB.
Nach einem stärkenden Abendessen im sommerlichen Kreuzgang mit Gegrilltem und einem reichhaltigen Buffet an Salaten und Beilagen war es nun an der Hausgemeinschaft, Andreas Schmidt für sein Wirken zu danken: Senior Christian Elsen stellte seine Dankesworte in den Spannungsbogen zwischen dem „Meister des inneren Lebens“ – so die Ratio fundamentalis für die Priesterausbildung – und die Nietzsche’sche Erwartung, dass die Christen „erlöster“ sein müssten. An Andreas Schmidt konnten die Seminaristen, so Elsen, immer wieder wahrnehmen, wie sich diese beiden Ansprüche bei aller Spannung doch gut miteinander verbinden ließen. In einem humorvoll umgedichteten Studentenlied über Freud und Leid eines Spirituals bedankten sich die Seminaristen schließlich musikalisch bei ihrem scheidenden Spiritual.
Die Mitarbeiterschaft des Hauses nahm mit ihren Dankesworten und ihrem Geschenk besonders die Seite des Weinkenners an Andreas Schmidt in den Blick. Sie überreichte ihm zwölf Flaschen edlen Weines, eine aus jedem Jahrgang seines Wirkens am Priesterseminar; gestaltet waren die Etiketten liebevoll und persönlich: mit Fotos aus dem Album des jeweils passenden Jahres.
Regens Wolfgang Lehner würdigte in seiner Dankesrede vier Aspekte am Wirken von Andreas Schmidt als Spiritual, der rasch zu seinem Format gefunden habe: Er ging selbst den Weg zum „Meister des inneren Lebens“ – so die bereits zitierte Aufgabenbeschreibung des Spirituals – und konnte so aus gediegenem eigenen Leben und Wissen seine Hinweise an die Seminaristen weitergeben. Dabei beschränkte sich Andreas Schmidt nicht nur auf die gelebte Praxis, sondern reflektierte in seiner Arbeit als Theologe der Spiritualität auch ihre Voraussetzungen, Grundlagen und Konsequenzen – beginnend mit seiner Doktordissertation über die „Freundschaft mit Jesus“ bis hin zu seiner Lehrtätigkeit an Priesterseminar und Universität Augsburg. Ganzheitlich – so die dritte Eigenschaft der geistlichen Ausbildung – sollte das geistliche Leben sein: So vertiefte Andreas Schmidt seine Tätigkeit um eine humanwissenschaftliche Fundierung und holte dazu vielfach Fachleute zu Psychologie und Biographiearbeit mit in die Ausbildung. Schließlich legte er als Spiritual Wert auf eine „gemeinschaftliche“ wie auch „missionarische“ Ausprägung des Dienstes: In einer Zeit zunehmender Individualisierung und Fragmentisierung von Kirche und Gesellschaft waren und sind für ihn Gemeinschaft und Ausrichtung nach außen unverzichtbare Merkmale gelingenden Christseins und Priesterseins. Da für die vielen weiteren Aspekte, die notwendig sind, um das Wirken von Andreas Schmidt angemessen darzustellen, einfach die Zeit fehlte, kürzte Wolfgang Lehner seine Ausführungen ab: Zusammen mit Benjamin Bihl und Bernhard Stürber führte er eine Pantomime zu Darius Milhauds „Scaramouche“ auf. Nicht ganz ernst, aber auch nicht ganz unernst stellten die drei zusammen mit weiteren freiwillig und unfreiwillig Mitwirkenden Andreas Schmidts Leben komprimiert in 7 Minuten und 10 Sekunden vollumfänglich und eschatologisch gewendet dar.
Was sich in der Pantomime als Vermutung andeutete, konnte die Technik belegen: In einem Videosketch wiesen Sebastian König, Moritz Waldhauser und Christian Ulbrich nach, dass Andreas Schmidt an verschiedenen Orten Europas zugleich ankommen oder abfliegen, Eucharistie feiern und Begleitungsgespräche führen kann. Weitere Grußbotschaften per Video beschlossen das inhaltsreiche und kurzweilige Programm.
Mit der nächsten für ihn anstehenden Aufgabe wird für Andreas Schmidt ein lange vorausgeplanter Schritt Wirklichkeit: Neben der Mitarbeit in einem Pfarrverband gestaltet er nun federführend ein missionarisches Projekt der Gemeinschaft Emmanuel, das eine bewusste Feier des Sonntags für Nahe- und Fernstehende fördern möchte. In einem anderen Umfeld wird er seine reichen Gaben nun an andere weiterschenken können.
Vom Priesterseminar aus möchten wir ihm abschließend von Herzen sagen: „Vergelt’s Gott, Andreas, für alles!“