William Böttinger: Lebendig in Christus – Gedanken zu Allerseelen
„Wie Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die in Jesus Entschlafenen mit ihm vereinen. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus einst alle lebendig gemacht.“- so heißt es im Eröffnungsvers des Messformulars zu Allerseelen.
Im Leben eines jeden Menschen ist der familiäre Hintergrund eine wichtige Säule. So sind jene Familienangehörigen elementar, die noch gemeinsam mit mir den Weg auf Erden gestalten, aber eben auch jene, die schon nicht mehr im Diesseits weilen. Diesen Aspekt ruft uns Jahr für Jahr der Allerseelentag ins Gedächtnis, den die Kirche in diesen Tagen begeht. Bedingt durch seinen Termin am 02. November assoziieren viele Menschen mit Allerseelen schlechtes Wetter und nicht wenige den Besuch der Gräber ihrer Angehörigen. So darf man wohl sagen: Allerseelen wird allgemein nicht als freudiges Fest wahrgenommen, sondern als ein Tag des Trauerns und der würdevollen Erinnerung.
Für die eigene Berufung kann der Allerseelentag sehr bedeutend sein, da er auch Gelegenheit bietet sich mit der eigenen Herkunft auseinanderzusetzen und sich ganz persönlich die Fragen zu stellen: Warum bin ich so, wie ich bin? Welchen Einfluss hat darauf mein familiärer Hintergrund? Oft ist uns dieser Einfluss gar nicht mehr so bewusst. Dass uns so manche Erinnerung und Erkenntnis dann auch traurig stimmen kann, müssen wir akzeptieren. Christus aber wandelt unsere Traurigkeit in Freude, wie es schon in der Offenbarung heißt: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen“ (Offb 21,4).
Im Evangelium des Tages (Joh 11,17-27) bekommen wir ein klares, hoffnungsvolles „Ja“ zum Glauben geschenkt. So fragt Jesus Martha von Bethanien, nachdem ihr Bruder Lazarus gestorben war und Jesus ihr die leibliche Auferstehung zugesichert hat, ob sie das denn auch glaube. Da antwortete Martha: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“
Und diesem „Ja“ der Martha von Bethanien dürfen wir uns als Glaubende und Hoffende anschließen. So gewinnen wir Trost und Zuversicht. Versuchen wir also Allerseelen als freudigen Tag zu erleben, blicken wir auf den – oft so festen- Glauben der ‚einfachen‘ Menschen und versuchen wir unsere Berufung auch gemeinsam und im Geiste verbunden mit unseren Vorfahren anzunehmen.
Dann dürfen wir eines Tages sagen: es hat sich gelohnt „in Jesus“ zu entschlafen. Denn – so bezeugen wir in dieser Welt durch unser Christsein – dann „werden in Christus alle lebendig gemacht“ (1 Kor 15,22). Mit Jesus steht man nicht auf der Seite des Todes, sondern des Lebens. Das ist ein Glaube, der wahrhaft Hoffnung zuspricht. Es ist schön und spannend Christ zu sein!
Die Foto-Impressionen stammen aus dem Alten Nördlichen Friedhof in München.