Seminarfahrt nach Rom – ein immer aktueller Klassiker katholischer Reisen
Die ewige Stadt ist eines der beliebtesten Reiseziele für katholische Gruppe und Gemeinden. Wie selbstverständlich erwartet man, dass der eigene Pfarrer sich in Rom dann auch auskennt und durch die Stadt führt. So war für uns in diesem Jahr dieses klassische Ziel auch das Ziel der Seminarfahrt. Doch gab es bei diesem Klassiker auch Premieren, da es für einige der Seminaristen der erste Besuch in Rom war.
Nach dem frühmorgendlichen Aufbruch Richtung Süden fand der geistliche Auftakt der Seminarfahrt in der Kirche Il Gesu statt. Dort ist Ignatius von Loyola begraben, der als herausragender geistlicher Lehrer und Erfinder der Exerzitien bis heute Seminaristen hilft, auf geistliche Weise eine Lebensentscheidung zu treffen. Seine Anleitungen zum geistlichen Leben greifen immer wieder die Frage nach der Unterscheidung der Geister auf. In der Nähe seines Grabes haben wir die heilige Messe gefeiert und um ein gutes Gelingen der Fahrt gebetet.
Der zweite Tag hatte nur einen Programmpunkt: die Sieben-Kirchen-Wallfahrt. Zu Fuß gingen wir die ca. 20 Kilometer zwischen den römischen Pilgerkirchen ab, wobei jede Station mit einer Gebetszeit verbunden war, sodass der ganze Tag durch dieses geistliche Programm geprägt war. Der Weg führte vom Petersdom nach St. Paul vor den Mauern. Nach den Besuchen der beiden Apostelgräber ging es zu den frühchristlichen Märtyrern nach St. Sebastian und von dort zum Lateran, der römischen Bischofskirche. Nicht weit davon entfernt werden in Heilig Kreuz Reliquien der Kreuzigung Jesu verehrt. Von dort führt der Weg nach St. Laurentius und zum Abschluss nach Maria Maggiore mit dem römischen Gnadenbild Salus Populi Romani. Es war ein Weg, der zu den Grundlagen des christlichen Lebens in Rom führt. Meist ist man dabei außerhalb der antiken Stadt oder am Stadtrand unterwegs. Erst die siebte Kirche führt dann in Richtung des Zentrums der alten Stadt, in dem sich das Christentum durch einen geduldigen und aufopferungsvollen geistlichen Kampf seinen Platz erstritten hat.
In den beiden folgenden Tagen standen Begegnungen mit Vertretern der römischen Kurie und damit die inhaltliche Arbeit der Tage auf dem Programm. Kurt Kardinal Koch gab dabei einen sehr bestärkenden und feinsinnigen Impuls zum sakramentalen Priestertum als Teil der katholischen Identität, der Auftakt zu einem intensiven Gespräch mit den Seminaristen war. Johannes Palus führte durch seinen Arbeitsplatz im Staatssekretariat und gab einen Einblick in Organisation und Funktion seiner Abteilung, die direkt dem Papst zuarbeitet. Dass die Kirche als Glaubensgemeinschaft auch eine rechtliche Gemeinschaft sein muss und wie dies gelingen kann, haben wir mit Prälat Markus Graulich im Dikasterium für die Gesetzestexte diskutiert. Dann stand ein Besuch des Glaubensdikasteriums bei Dr. Manfred Bauer an, der sich hauptsächlich mit der kirchenrechtlichen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Kleriker beschäftigt. Am Freitag folgte dann noch ein Besuch bei Prof. Peter Beer, dem ehemaligen Generalvikar des Erzbistums München und Freising. Er arbeitet mittlerweile am Institute for Anthropology und kümmert sich dort um die wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und die Frage, wie in Zukunft vulnerable Personen in der Kirche besser geschützt und dieser Schutz systemisch verankert werden kann.
Der letzte Tag war eigentlich als freier Tag vorgesehen, bis Papst Franziskus bekannt gegeben hat, an diesem Tag 21 neue Kardinäle zu kreieren. Bei dieser weltkirchlichen Feier waren wir dann auf dem Petersplatz dabei. Umgeben von afrikanischen, korsischen, malaysischen und jerusalemer Jubelrufen war die Freude aus vielen Regionen der Welt erfahrbar, dass sie nun mit einem Kardinal in der Weltkirche vertreten sind. Ein geistlicher Austausch am Nachmittag über die Erfahrungen dieser sehr intensiven Woche bildeten den Abschluss, bevor es wieder zurück nach München ging. Beladen mit geistlichen Eindrücken, theologischen Gedanken zu grundlegenden und aktuellen kirchlichen Fragen und mit weltkirchlichen Erfahrungen im Gepäck kamen wir dann spät abends wieder zuhause an.