Priesterweihe 2020 in Corona-Zeiten
Am 27. Juni wurde im Münchner Dom die Priesterweihe gefeiert, traditionell am dem Hochfest der Hll. Petrus und Paulus nächstliegenden Samstag. Vermutlich wird diese Priesterweihe als besonders außergewöhnliche in die Geschichte des Erzbistums eingehen. Spärlich gefüllte Kirchenbänke, viel weniger Geistliche als sonst bei einer Priesterweihe im Chorraum und die ständige Präsenz von Mundschutz und Desinfektionsmittel prägen diese Zeremonie von Beginn an. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – ist eine ganz tiefe, feierliche Atmosphäre spürbar. Sind die äußeren Rahmenbedingungen auch noch so eingeschränkt: Dem, was sich hier im Münchner Liebfrauendom ereignet, kann auch das schlimmste Virus nichts anhaben.
Erzbischof Reinhard Kardinal Marx weihte durch Handauflegung und Gebet die beiden Diakone Jasper Gülden und Andreas Kolb, die ihre gesamte Ausbildung im Münchner Priesterseminar absolviert hatten, zu Priestern:
Jasper Gülden (29), in Bonn geboren und in Ulm aufgewachsen ging nach dem Abitur nach München und begann dort ein Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, wo er tiefer und neu in den Glauben hineinwächst. 2012 geht Jasper Gülden als Kandidat des Erzbistums nach Passau für das sogenannte Propädeutikum, das grundlegende und studienvorbereitende Jahr vor der Priesterausbildung. 2019 wurde er zum Diakon geweiht. Seine Einsatzgemeinde Pastoralkurs war der Pfarrverband (PV) Röhrmoos–Hebertshausen. Die erste Kaplansstelle wird er im Pfarrverband (PV) Dachau – St. Jakob antreten. Sein Primizspruch: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe.“ (1Kor 13,13)
Andreas Kolb (27), der ebenfalls 2012 ins Priesterseminar eingetreten ist, stammt aus der Pfarrei St. Nikolaus in Mühldorf am Inn und hat den Pastoralkurs im Pfarrverband Obing absolviert. Auch er wurde im vergangenen Jahr zum Diakon geweiht. Die erste Kaplansstelle wird er im Pfarrverband Partenkirchen–Farchant–Oberau antreten. Als Primizspruch wählte er den Vers aus dem Buch Nehemia: „Die Freude am HERRN ist Eure Stärke“ (Neh 8,10).
In seiner Predigt benannte Kardinal Marx zwei Gefahren des Priestertums. Eine davon sei der Klerikalismus, den er beschreibt als „sich zum Experten zu machen in einer Weise, als hätten wir die Macht über die Wirklichkeit Gottes. Als seien wir jemand Besonderes, Auserwähltes, der über den anderen steht“. Als zweite Gefahr nannte er es, „einfach nicht mehr den Mut zu haben, von Gott zu sprechen und die Überzeugung zu verlieren, dass ihr den Auftrag habt, in diesem Sinne etwas Besonderes zu sein“. Es gehe vielmehr darum, Zeuge für die Liebe Gottes zu den Menschen zu sein. Der Erzbischof rief den Kandidaten zu: „Bleibt in seiner Liebe, bleibt in seiner Treue! Versuchen wir in der Kaft des Hl. Geistes mit Petrus zu antworten: Du weißt alles, Herr, du weißt dass ich dich liebe!“
Wir wünschen unseren Neupriestern Gottes reichen Segen!
(Fotorechte: © 2020 – Robert Kiderle)