Kunsttag & Semesterabschluss
Am 21. Juli hat unsere Hauskommunität das Studienjahr mit dem sog. Kunsttag beschlossen, der traditionell in die Heimat des jeweiligen Seniors führt. Michael Maurer, unser aktueller Senior, hat einen abwechslungsreichen Tag in seiner Heimat in und um Wasserburg gestaltet.
Zunächst sind wir nach Rott am Inn gefahren und durften dort in der ehem. Klosterkirche St. Marinus und Anianus Eucharistie feiern, in der der Dank für das vergangene Jahr und der Segenswunsch für die anstehenden Ferien zum Ausdruck gebracht wurde. Im Anschluss daran erhielten wir eine Führung durch die Kirche des ehemaligen Benediktinerkloster, das im ausgehenden 11. Jahrhundert gegründet wurde und bis zur Säkularisation 1803 Bestand hatte. Das 1763 geweihte Gotteshaus ist ein Spätwerk des Barockbaumeisters Johann Michael Fischer (1692-1766), das der ebenfalls von Fischer geschaffenen Wieskirche in ihrer Bedeutung nicht nachsteht. An der Ausgestaltung der Kirche wirkten so bedeutende Künstler wie Matthäus Günther (Fresken) und Ignaz Günther (Hochaltar) mit. In der Führung wurde uns u.a. die geniale Raumschöpfung Fischers in der Umgestaltung einer dreischiffigen romanischen Basilika zu einem barocken Zentralraum, ebenso wie das theologische Programm der Ausgestaltung auf anschauliche Weise erschlossen.
Bereits an der Mitte des Tages angelangt haben wir das Mittagessen im Fischerstüberl zu Füßen des Klosters Attel eingenommen, bevor wir uns in die eigentliche Heimat unseres Seniors aufgemacht haben: nach Eiselfing. Eine Attraktion von Eiselfing ist sicher die dortige Kartrennbahn, in der nicht nur die Seminaristen das Kind im Manne zum Leben erwecken konnten. Es war sowohl für die Fahrer als auch für die Zuschauer eine „riesen Gaudi“!
Von Eiselfing führte uns der Weg wieder zurück nach Attel, wo wir zunächst vom dortigen Pfarrer die ehem. Kloster und jetzige Pfarrkirche St. Michael gezeigt bekommen haben. Ebenso wie die Rotter Kirche ist auch diese Kirche erst kürzlich restauriert worden. Auch Attel war bis 1803 ein Kloster der Benediktiner, obwohl das Kloster Rott nur etwa 6 km Luftlinie entfernt liegt. Der Pfarrer P. Karl Wagner hat jedoch deutlich gemacht, dass es sich um zwei völlig verschiedene Klöster gehandelt hat – in Rott waren die Denker und Theologen zu Hause, in Attel war man eher bodenständig. Das zeigt sich auch in der Ausgestaltung der Kirche: Während in der Rotter Kirche bereits erste Spuren des aufkommenden Klassizismus zu finden sind, so wurde in Attel noch in fast frühbarocker Tradition gestaltet – obwohl zwischen beiden Kirchen nur etwa 40 Jahre liegen.
Nachdem das Attler Kloster 1803 aufgelöst wurde und danach fast verfallen wäre, haben sich 1874 die Barmherzigen Brüder der Gebäude angenommen um in ihnen eine Einrichtung für behinderte Menschen zu schaffen. Die Barmherzigen Brüder sind heute nicht mehr da, aber die Einrichtung für behinderte Menschen existiert noch heute in der „Stiftung Attl“ mit über 1.000 Betreuungsplätzen. Auch hier bekamen wir durch eine interessante Führung Einblick in die Arbeit der Stiftung, die auf ihrem Gelände ein fast autarkes Leben der Bewohner ermöglicht. Neben einem Rundgang auf dem Gelände haben wir auch eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche besucht, die uns einen freudigen Empfang bereitet haben. Zum Abschluss unseres Besuches in Attel haben wir in der ehem. Klosterkirche gemeinsam die Vesper gebetet.
Zur Abrundung des Tages sind wir in die Stadt Wasserburg am Inn gefahren, um dort bei einem Italiener zu Abend zu essen. Damit war der Tag aber noch nicht zu Ende, ein großer Programmpunkt stand noch an: Die Verabschiedung unseres Subregens. Nachdem unser Subregens Andreas Günther sein Diplomstudium in Psychologie abgeschlossen hat, wird er ab Herbst eine Promotion an der Paderborner Universität beginnen und damit auch unser Haus verlassen. Als erstes ist unser Subregens selbst zu Wort gekommen, der in einer – wie gewohnt – gekonnten, unterhaltsamen aber auch tiefschürfenden Rede das Priesterseminar in seinem eigentlichen Wortsinn mit einem Garten verglichen hat. Die einzelnen Gewächse eines Gartens in all ihrer Unterschiedlichkeit hat er als Bilder für die Verschiedenartigkeit der Seminaristen verwendet, von denen er in seiner Amtszeit etwa 100 begleitet hat. Der lang anhaltende Applaus hat gezeigt, dass die Seminaristen ihren Subregens sehr geschätzt haben. Sie sind aber auch selbst zu Wort gekommen: Zunächst in einem szenischen Spiel, das ein Semestergespräch zwischen einem Seminaristen und dem Subregens darstellte und in dem die zweite Profession unseres Subregens, die Psychologie pointiert wurde. Daran anschließend hat unser Senior eine Evaluation zur „Würdigkeit eines Subregens“ vorgestellt, in der unser scheidender Subregens mit besten Noten abgeschnitten hat. Drei Abschiedsgeschenke hatten die Seminaristen vorbereitet: Einen mit dem Logo des Priesterseminars in einen Glasblock gelaserten Segenswunsch, eine Urkunde mit der Verleihung des Titels eines Dr. h.c. (damit er die Zeit bis zur Vollendung seiner Promotion nicht als „bloßer“ Kaplan Günther gelten muss) sowie ein mehrstimmig vorgetragenes Segenslied. Von dieser Verabschiedung sichtlich bewegt, hat uns unser Subregens gezeigt, dass auch ihm der Abschied nicht leicht fällt. Wir wünschen ihm alles Gute und Gottes Segen für seinen weiteren Weg.
Zuletzt sei auch noch einmal unserem Senior, Michael Maurer gedankt, der diesen wunderbaren Tag für uns vorbereitet und gestaltet hat. Hinter uns liegt ein intensives Jahr mit einer wirklich tollen Kommunität, die uns allen ein hervorragendes Miteinander ermöglicht hat. Der Kunsttag war ein würdiger und krönender Abschluss für diese Zeit.